Bienenfreundliche Pflanzen!
Es gibt unzählige Berichte zum Thema „bienenfreundliche Pflanzen“. Dort werden die vermeintlich wichtigsten aufgezählt und zum Pflanzen empfohlen.
Doch ist das wirklich so. Reicht die Anpflanzung der Pflanzen die oftmals beworben werden aus, um Bienen bestmöglich zu unterstützen?
Ich versuche das Ganze hier mal etwas genauer auszuleuchten.
Bevor man eine Entscheidung trifft, welche Pflanzen man in den eigenen Garten, auf den Balkon oder die Terrasse integrieren möchte, sollte man einige Punkte bedenken:
Was geben Pflanzen den Bienen?
Bienen brauchen Nektar als Energiequelle und Pollen um ihr Fortbestehen zu sichern. Wen das noch genauer interessiert, im Abschnitt Lebensweise habe ich das Ganze etwas ausführlicher beschrieben.
Viele blühende Pflanzen stellen Nektar und/oder Pollen zur Verfügung.
Den Pflanzen, die Nektar und/oder Pollen geben, werden oft Nektar- bzw. Pollenwerte zugeordnet. Üblicherweise findet man eine Einteilung in eine Skala von 0 (kein Nektar/Pollen) bis 4 (sehr viel Nektar/Pollen). Man findet dementsprechend des Öfteren Listen mit Pflanzen, welche absteigend nach diesen Werten geordnet sind.
Doch sind Pflanzen mit einem Nektarwert von 4 und einem Pollenwert von 4 nun die perfekten Pflanzen für Bienen? Beispiele sind die Sal-Weide oder die Schwarznessel.
Die Antwort lautet: Nein!
Bienenarten!
Um die Frage nach den optimalen bienenfreundlichen Pflanzen zu beantworten, muss man sich mit den Bienenarten auseinandersetzen.
Neben der allseits bekannten Honigbiene, gibt es in Deutschland ca. 550 bis 600 Wildbienenarten.
Die Honigbiene, als polylektische Art, sammelt ihren Pollen von vielen unterschiedlichen Pflanzenfamilien. Unter den Wildbienen gibt es hingegen viele Spezialisten.
Diese Arten werden als oligolektisch bzw. streng oligolektisch bezeichnet. Das bedeutet, das oligolektische Wildbienenarten auf eine bestimmte Pflanzenfamilie spezialisiert sind. Sie können den Pollen ausschließlich von dieser Pflanzenfamilie sammeln.
Streng oligolektische Wildbienen treiben das Ganze auf die Spitze. Sie sind auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert. Dementsprechend stirbt eine streng oligolektische Art aus, falls die für sie überlebenswichtige Pflanzenart aus welchen Gründen auch immer verschwindet.
Flugzeiten!
Hummeln, die auch zu den Wildbienen gehören, fliegen eigentlich die gesamte Vegetationsperiode vom Spätwinter bis in den Herbst hinein.
Sie leben als Volk, welches jedoch im Herbst stirbt und nur die Hummelkönigin überwintert. Wenn diese aus Ihrer Winterruhe erwacht, ist sie sofort auf Nektar und Pollen zur Gründung eines neuen Volkes angewiesen. Deshalb spielen für sie frühblühende Pflanzen eine enorm wichtige Rolle. Durch das stetige Wachstum des Volkes, steigt auch der der Bedarf an Nektar und Pollen fortlaufend an.
Eine durchgängige Versorgung durch geeignete Pflanzen ist für das Volk essentiell.
Aber auch die anderen Wildbienenarten fliegen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Sie beginnen mit ihrer Suche nach nektar- und pollenspendenen Pflanzen bereits im Spätwinter und beenden diese erst im Herbst.
Bienenfreundliche Pflanzen – welche denn nun?
Wenn man die vorab genannten Aspekte betrachtet, gibt es die perfekten bienenfreundlichen Pflanzen einfach nicht. Oftmals werden in den verschiedensten Medien oder in Baumärkten Pflanzen wie Lavendel, Sonnenblume, Phacelia angepriesen. Doch was bringen diese?
Pflanzen wie diese sind nicht heimisch. Sie helfen unseren heimischen Wildbienenarten nicht so, wie man es durch Berichte in den Medien vermuten könnte. Gerade die oligolektischen und streng oligolektischen Arten sind auf heimische Pflanzen angewiesen. Und um diese Arten, welche die eigentlich schützenswerten sind, zu unterstützen hilft nur eins:
Vielfalt!!!!!!!!
Vielfalt der unterschiedlichsten, heimischen, blühenden Pflanzenarten. Und wenn man dann noch die Flugzeiten der Wildbienenarten berücksichtigt, sollte das Blütenangebot mit den frühblühenden Pflanzen starten und erst im Herbst enden. Nektar- und Pollenwerte sind meiner Meinung nach, wenn man die vorherigen Punkte berücksichtigt, nicht so ausschlaggebend.
Und natürlich helfen auch Sonnenblume, Lavendel und Phacelia und dürfen gern in einen bienenfreundlichen Garten integriert werden, insofern dieser bereits ausreichend heimische Pflanzen beinhaltet.
Unser Garten!
Bei der Gestaltung unseres Gartens haben wir zu oft auf diverse Internetquellen vertraut. Das Resultat war, dass bei uns im Garten wie in vielen anderen Gärten auch Lavendel, Sonnenblume usw. dominierten. Nachdem ich mich dann genauer mit dem Thema (Wild)Bienen auseinandersetzte, merkte ich, dass unser Garten hinsichtlich des Wildbienenschutzes noch sehr viel Potential besaß und immer noch besitzt. Und dann fingen wir an, mehr heimische Pflanzenarten zu integrieren.
Ein Punkt ist jedoch noch wesentlich wichtiger. Der Wildwuchs. Denn dieser ist optimal auf die jeweiligen klimatischen Voraussetzungen einer Region angepasst. Und natürlich hilft dieser Wildwuchs den in dieser Region vorkommenden Wildbienenarten am Meisten und ist allen Anpflanzungen vorzuziehen.
Und wie machen wir es jetzt?
Wir kombinieren in unserem Garten jetzt beides. Gezielte Anpflanzungen, die gerade im Februar/März und im Spätsommer wenn die Felder, Feldraine und Straßengräben keine einzige blühende Pflanze mehr hergeben, helfen sollen. Und natürlich lassen wir viel Wildwuchs zu, um die ortsansässigen Arten bestmöglich zu unterstützen. Davon profitieren natürlich nicht nur Bienen.
Bienenfreundliche Pflanzen - Der Pflanzenfinder!
Und aus diesem Grund habe ich den Pflanzenfinder erstellt. Dieser soll sowohl bei Anpflanzungen unterstützen aber auch aufzeigen, welche Pflanzen (Wildwuchs) lieber mal stehengelassen werden sollten.
Ich hoffe er hilft euch dabei, bienenfreundliche Pflanzen für eure Gärten, Balkone und Terrassen zu finden. So kann für euch und die Bienen eine gute Mischung an Wildwuchs und gezielt Angepflanztem entstehen. Perfekt gibt es bei diesem Thema nicht.
Jeder kann und sollte seinen (kleinen) Beitrag leisten, um unsere Heimat und die verbliebene Artenvielfalt für künftige Generationen zu erhalten.