Auch wenn meiner Meinung nach die Hauptgründe für das Insektensterben, aufgrund der Tatsache das ca. die Hälfte unseres Landes landwirtschaftlich genutzt wird, bei der intensiven Landwirtschaft liegen, machen Sie bitte nicht die Mitarbeiter der Betriebe dafür verantwortlich. Es wird nur das umgesetzt, was ein Großteil der Verbraucher fordert:

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Des Weiteren sind die großen Agrarbetriebe im Grunde nichts anderes als Wirtschaftsunternehmen. Die Produktion ist daher meist auf "Gewinnoptimierung" aus und das Thema Umweltschutz steht dabei mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht im Vordergrund. Bedenklich ist auch die Entwicklung, dass zunehmend Flächen von Investoren aufgekauft werden. Einheimische Landwirte, denen etwas an ihrer Heimat gelegen ist, können finanziell meist nicht mithalten.*

Nachfolgend die einzelnen Aspekte, die innerhalb dieses Themas genannt werden sollten:

1. Landwirtschaftliche Großbetriebe!

intensive Landwirtschaft
Mähdrescher auf Weizenfeld
extensive Landwirtschaft
kleinteilige Strukturen in der Landwirtschaft

Quelle [Aquatoney / CC BY-SA 4.0]

Die obenstehenden Bilder beschreiben ein Kernproblem, welches einen negativen Einfluss auf unsere heimische Pflanzen- und Tierwelt hat. Immer mehr landwirtschaftliche Kleinbetriebe verschwinden von der Bildfläche und werden von Großbetrieben aufgekauft. Die nachfolgende Grafik zeigt einen Verlauf über die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe von 1975 bis 2022. Deutlich zu sehen ist der drastische Rückgang der Betriebe von ca. 904700 (1975) auf ca. 256000 (2022).

Diagramm mit der historischen Entwicklung der Anzahl der Betriebe in der Landwirtschaft
Quelle [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36094/umfrage/landwirtschaft---anzahl-der-betriebe-in-deutschland/]

Was bedeutet das? Es werden kleinere Betriebe, die jeder für sich individuelle Landwirtschaft betrieben hat, von Großbetrieben geschluckt. Kleinteilige Strukturen brechen weg und fallen monotonen Anbauflächen zum Opfer. Hatten viele kleinere Betriebe noch verschiedene Standbeine (Viehzucht, Anbau verschiedenster Güter usw.) und wurden damit verbunden die verschiedensten Pflanzen angebaut und Heuwiesen zur Versorgung der Tiere im Winter angelegt, sind die heutigen Ackerflächen übersät mit immer den gleichen Pflanzen. Doch auch die Zusammenlegung von Feldern und der damit verbundene Verlust von z.B. Windschutzstreifen etc. bedeutet einen drastischen Rückgang von Nahrung und Lebensraum. Auch hatten kleinere Betriebe nicht die Maschinen und vor allem die Zeit, von ca. Anfang Juni an, in regelmäßigen Abständen die Gräben und die Feldränder zu mähen, so wie das heute der Fall ist. Aber dazu kommen wir später.

Zusammengefasst ist die zurückgehende Anzahl landwirtschaftlicher Kleinbetriebe ein wichtiger Aspekt, der als Ursache für das Insektensterben zwingend genannt werden muss.

2. Pflanzenschutzmittel - Verbrauch!

Das folgende Diagramm wird oft genutzt, um zu verdeutlichen, dass sich der Absatz von Pflanzenschutzmitteln in den letzten 22 Jahren, unter der Berücksichtigung von Schwankungen, auf einem annähernd gleichbleibenden Niveau befindet. Oft wird das von landwirtschaftlichen Betrieben veröffentlicht, um nachzuweisen, dass sich der Verbrauch in der Landwirtschaft nicht erhöht hat. Zu beachten ist hier die rote Linie, da sie die Summe ohne inerte Gase (werden zur Lagerung eingesetzt und müssen nicht berücksichtigt werden) darstellt. Das ist zunächst richtig.

Diagramm mit dem Absatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland
Quelle [https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/pflanzenschutzmittelverwendung-in-der#textpart-3]

Es wird dabei leider vernachlässigt, dass sich die landwirtschaftliche Nutzfläche im gleichen Zeitraum um ca. 698900 ha (ca. 900000 Fußballfelder) verringert hat, was im folgenden Diagramm ersichtlich wird (rote Markierung).

Diagramm mit der Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland
Quelle [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/206250/umfrage/landwirtschaftliche-nutzflaeche-in-deutschland/]

Dementsprechend steigt auch der prozentuale Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln pro Hektar landwirtschaftlicher Fläche an. Mit den Werten aus den Jahren 1995 (17.344 * 10³ ha) und 2017 (16.645 * 10³ ha) gerechnet, beträgt der Anstieg des Verbrauches an Pflanzenschutzmitteln ca. 18 %, wobei dieser Wert von Jahr zu Jahr gewissen Schwankungen unterliegt. In dieser Berechnung nicht enthalten ist der gleichzeitige Anstieg der ökologischen Anbaufläche über diesen Zeitraum. Wenn man diesen berücksichtigen würde, könnte der Wert noch etwas ansteigen. Zu beachten ist jedoch, dass auch im ökologischen Anbau Pflanzenschutzmittel (Welche? - siehe hier) eingesetzt werden können. Auch der Absatz an Privathaushalte ist hier leider nicht enthalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln (pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche) keinesfalls gleichbleibend ist, so wie das oft verbreitet wird.

3. Pflanzenschutzmittel - Inhaltsstoffe!

Was ich hier leider nicht beurteilen kann, sind die stofflichen Zusammensetzungen der Pflanzenschutzmittel und die Wirkstoffe, die enthalten sind. Es gibt in den Medien mittlerweile unzählige Berichte über Studien, die von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben wurden. Hier liegt meiner Meinung nach auch das Problem. Solche Studien sollten nie von einem Pflanzenschutzmittel-Hersteller selbst, sondern von unabhängigen Prüfinstituten in Auftrag gegeben werden, die nach dem Abschluss einer Studie die Ergebnisse (negativ oder positiv) veröffentlichen müssen.

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln (Bild unten) keine Auswirkungen auf die Pflanzen- bzw. Tierwelt hat.

Feld nach dem Einsatz von Pflanztenschutzmitteln
Darstellung eines Feldes nach dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

4. Landschaftspflege!

Landschaftspflege
512px-Traktor_mit_Maehaufsatz

Quelle [A100 / CC0 1.0]

so könnte es aussehen
Feldrand mit einheimischen Wildblumen

Quelle [G. BrändleCC BY 3.0]

Ein weiteres Problem ist die übertrieben geführte Landschaftspflege, die momentan vollzogen wird. Ab Anfang Juni werden in regelmäßigen Abständen die Gräben entlang der Felder gemäht. So wird konsequent verhindert, dass viele der einheimischen Pflanzen ihre Blüte ausbilden und somit keinen Samen für ihren Fortbestand entwickeln können. Es findet eine kontinuierliche Verarmung der Landschaft statt. Auch die Pflege der Straßengräben durch die Straßenmeisterein verläuft ähnlich und muss hier genannt werden. Selbst im August wurden völlig unnötig die Straßengräben gemäht. Es herrrschte extreme Trockenheit und die Verkehssicherheit ist meiner Ansicht nach durch ca. 10 cm hohe, vereinzelt stehende Pflanzen nicht gefährdet. Das führte dazu, dass im Hochsommer zwischen vier Dörfern in der Region auf ca. 10 km² schlagartig keine einzige blühende Pflanze mehr stand. Deshalb spielen Gärten, Balkonen und Terrassen ab dem Hochsommer eine noch wichtigere Rolle für Insekten als ohnehin schon. Dieser Aspekt ist in die Bewertung der Pflanzen im Pflanzenfinder eingegangen.

Ich konnte dieses Jahr mit einem Agrarbetrieb, welcher in der Region ansässig ist, sprechen. Als Grund für das regelmäßige Mähen der Gräben wurde gesagt, dass man Versuche unternehme, weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen und daher eine Verbreitung von unerwünschten Pflanzen in die Felder verhindern wolle.

Meiner Meinung nach entsteht so, solange noch zusätzlich Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, ein Dopplungseffekt, der einen extrem negativen Effekt auf den Bestand von Insekten hat.